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Zeugenaussagen

Im Prozess gegen Bejlis wurden 231 Zeugen geladen. Einige von ihnen zeigten durch ihre Aussagen deutlich, dass die Anklage auf keinem festen Fundament stand. Mehrere Zeugen gaben an, von den Ermittlungsbehörden unter Druck gesetzt und bestochen worden zu sein, damit sie gegen Bejlis aussagen. Dazu gehört auch einer der Hauptzeugen der Anklage, Kazimir Šachovskij. Weiterhin wurden die Čeberjaks, die vormaligen Verdächtigen, befragt, die, ähnlich wie andere Zeugen (darunter auch Šachovskij), in verschiedenen Aussagen vor dem Untersuchungsrichter unterschiedliche Angaben machten.1 Dieser Umstand wurde vom Gericht jedoch nicht entsprechend berücksichtigt und die Glaubwürdigkeit der Zeugen nicht hinterfragt.
Andere Zeugen gaben offen zu im Untersuchungsverfahren gelogen zu haben, da die Ermittler bestimmte Aussagen von ihnen hören wollten. So beispielsweise Frau Šachovskaja, die aussagte, dass sie mitbekommen habe, wie die ehemalige Verdächtige Vera Čeberjak einen Zeugen beeinflussen wollte. Čeberjak habe verlangt, dass besagter Zeuge vor Gericht ihre Version, wonach Bejlis den Jungen Andrej gefangen und ermordet habe, bestätigte.2 Nur auf Drängen der Verteidigung wurde die Aussage Šachovskajas geprüft. Ohne den Einsatz der Verteidigung wäre die Aussage als „Hörensagen“ abgetan und somit unnütz geworden.
Ženja Čeberjak, Andrejs Freund und ein wichtiger Zeuge, konnte nicht verhört werden. Er starb an einer Vergiftung noch im Sommer 1911, bevor seine Aussage aufgenommen werden konnte. Ženja war der Einzige, der dabei gewesen sein soll, als Bejlis Andrej Juščinskij gefangen genommen haben soll. Mehrere Autoren vermuten, dass Ženja von seiner Mutter, Vera Čeberjak, vergiftet wurde, damit er nicht gegen sie und ihre Bande, die als die wahren Täter gesehen werden, aussagen konnte.3
Insgesamt zeigen die Zeugenbefragungen an vielen Stellen, wie voreingenommen die Ermittlungen und letztlich die Prozessführung waren.

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