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Der Stürmer

Die zunächst als fränkisches Lokalblatt gegründete Wochenzeitschrift Der Stürmer war ein nationalsozialistisches Propagandablatt, das von dem späteren Gauleiter Julius Streicher seit 1923 herausgegeben wurde. Bei dem Stürmer handelte es sich obwohl man es vielleicht vermuten könnte, um kein offizielles Parteiorgan der NSDAP. Im Gegenteil, Streichers Zeitschrift war der Führungsriege der nationalsozialistischen Partei oft ein Dorn im Auge. Während Propagandaminister Joseph Goebbels eher einen Kurs fuhr, der den Anschein erwecken sollte, von wissenschaftlich nachvollziehbarer und elitärer Natur zu sein, veröffentlichte Streicher Woche für Woche neue Ausgaben des antisemitischen und rassistischen Politpornos. Zentrale Themen waren Sex, Vergewaltigung und eben die Diffamierung der jüdischen Mitmenschen. Das Deutsche Wochenblatt zum Kampfe um die Wahrheit – so der Untertitel des Stürmers – war eines der wichtigsten Presseerzeugnisse mit rechtsnationalem und völkischem Hintergrund des „Dritten Reiches“.
Kein anderes Massenmedium erreichte während des „Dritten Reiches“ so große Teile der Bevölkerung wie Der Stürmer. Zum Ende des Jahres 1935 kam Streicher mit seinem Hetzblatt an eine Auflage von rund 500.000 heran. Die Anzahl der Menschen, die die Wochenzeitschrift lasen, war jedoch um einiges höher. In sogenannten „Stürmerkästen“ wurde die Publikation, trotz vieler nicht jugendfreier Beiträge, öffentlich an stark frequentierten Orten ausgestellt. Ebenso waren die Abonnent*innen angehalten, die Ausgabe nach dem Lesen weiterzugeben. Sonderausgaben, wie zum Beispiel jene über den jüdischen Ritualmord, erreichten sogar Auflagen von bis zu 2 Millionen. Erschreckend detailliert erzählte und karikierte Ritualmordbeschreibungen stellten eine von vielen Methoden zur Schaffung des Bildes vom grausamen Volksfeind “des Juden” im „deutschen Volk“ dar. Allein im Jahr 1944 gab es im Stürmer 38 Referenzen zum jüdischen Ritualmord. Insgesamt waren es im Zeitraum 1924–1945 über 160.
Für Julius Streicher lohnte sich das Blatt nicht nur ideell, sondern auch finanziell, weil der Stürmer bis zuletzt Privatbesitz blieb und wegen des vulgären Stils nie offizielle Parteizeitschrift der NSDAP wurde. Am 2. Februar 1945 erschien die letzte Ausgabe des Stürmer und mit dem Fall des Dritten Reiches fiel auch Julius Streicher. Am frühen Morgen des 16. Oktober 1946 kam der verurteilte Herausgeber des antisemitischen Propagandablattes, nicht ohne zuvor noch einmal keinen Zweifel an seiner nicht-vorhandenen Reue zuzulassen, durch den Strick zu Tode.

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