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Das symbolische Grab von Anežka am Fundort der Leiche

Das erste Exponat zeigt die erste Seite des Sektionsprotokolls. Es wurde am 1. April angefertigt, am 19. April erweitert. Ein weiteres wurde von der (böhmischen) Medizinischen Fakultät der Prager Universität angefertigt. Beim Vergleich der Protokolle in ihren Aussagen über Fundort, Tatort und Leichenzustand lassen sich einige Widersprüche finden. Auch die spätere Befragung im Prozess der beiden Protokollführer wirft Widersprüche auf.1 So stellte sich heraus, dass nicht ausreichend untersucht und dokumentiert worden war.
Anežkas Leiche, so lässt sich aus den medizinischen Gutachten schließen, wurde sieben bis acht Meter vom Wegrand entfernt am Ostersamstag gefunden. Auf der Karte (Exponat 2) ist der Fundort und auch der eventuelle Tatort eingezeichnet. Der Weg von Polná nach Malá Věžnice (Kleinwieznitz) wurde nachmittags gegen 18 Uhr viel genutzt. Es hätte eigentlich viele Zeugen geben müssen, wenn davon ausgegangen wird, dass dies zugleich Tatort und Fundort war. Anežka wurde mit vier abgeschlagenen Fichtenbäumchen bedeckt. Sie lag auf dem Bauch, die Hände unter ihrem Gesicht, die Beine merkwürdig abgeknickt und angewinkelt. Bei ihrer Bekleidung wird nicht klar, ob sie teils nackt oder teils bekleidet war. Ein Hemd war um ihren Hals gelegt. Am Hals wurde ein Strangulationsmal sowie eine Schnittwunde gefunden, die später ausschlaggebend für die Annahme eines Ritualmordes war. So wurde im Volksmund erzählt, dass die Wunde wie eine Unterschneidung beim Schächten aussähe. Doch wäre mit einem Schächtmesser mit abgerundeter Spitze der Halsschnitt, wie er vorgefunden wurde, in Tiefe und Ausprägung nicht möglich gewesen.2
Allerdings hätte diese Wunde auch beim Aufschneiden des Strickes entstehen können.3
Etwa zwei Meter von dem Fundort entfernt wurde eine Bodenvertiefung gefunden. Eine handtellergroße Blutlache sowie ein paar bespritzte Steine wurden im Protokoll festgehalten. Diese Bodenvertiefung wurde schnell zum Tatort erklärt. Hier wurde ein 127cm langer, dicker Strick mit Blut und Haaren daran gefunden, ebenso wie lange Leinwandfäden, die sich auch an ein paar Bäumen befanden. Diese Beweisstück waren aber zu einem späteren Zeitpunkt verschwunden. Ein paar Kleidungsstücke lagen ebenfalls bei der Vertiefung und auch ein Stück grobe Leinwand, die Maurerschürze.4
Anežkas Unterröcke wurden in Richtung Polná und ihre beiden Kopftücher zusammengefaltet unter einem Baum gefunden. Zudem wurde von Augenzeugen auch von einer Blutspur auf dem Weg berichtet.
Das Wetter war von Mittwoch bis Freitag regnerisch und erst am Samstag wieder sonnig. So passen die Funde der Blutspuren und –spritzer nicht zu der Witterung. Es hätte sich der Regen auf die Leiche auswirken und das Blut verwaschen müssen. Diese Umstände würden auch einen anderen Tatort plausibel machen. Der Täter hätte sie in einer Wohnung ermorden können und erst in der Nacht am Freitag zum Fundort bringen können.
Die zusammengefalteten Kopftücher lassen vermuten, dass die Tat nicht in Eile stattfand, was allerdings den Tatort am Fundort vorausgesetzt hätte. Die Hauptquelle der Anschuldigungen war der Kronzeuge Petr Pešák. Er will Hilsner um 5 ¼ Uhr in 676m Entfernung am weißen Stock erkannt haben. Ein solcher wurde in der Nähe des Leichenfundortes entdeckt.5 Wie auf dem Video zu erkennen, ist dies eine Entfernung, die eine genaue Erkennung für das menschliche Auge ausschließt. Am Fundort bzw. Tatort errichtete man ein symbolisches Grab (Exponat 4). Es zeigt deutlich, wie Anežka zur Märtyrerin gemacht wurde. Auch heute noch wird die Kultstätte besucht.

Exponate zum Thema

Weg zum symbolischen Grab und großer Fichte sowie Blick in die Umgebung: