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Das Manifest von Poway

In der kalifornischen Kleinstadt Poway kam es am 27. April 2019 zu einem Anschlag. Die jüdische Gemeinde feierte gerade den Abschluss des Pessachfestes, als der 19-jährige John Earnst die Synagoge stürmte und auf die Besucher*innen schoss. Dabei starb eine 60-jährige Frau, die sich dem Mann in den Weg stellte, weitere Personen wurden verletzt, darunter ein achtjähriges Mädchen und Yisroel Goldstein, der Rabbi der Gemeinde. Der Täter wurde wenig später festgenommen.1
Vor der Tat veröffentlichte Earnst ein Manifest auf der rechtsextremen Online-Plattform 8chan. In diesem Manifest begründet er seine Tat, stützt sich auf antisemitische Verschwörungstheorien und Legenden und stellt den beiden rechtsextremen Terroristen Brenton Terrant und Robert Bowers als seine Inspiratoren dar. Auch Brenton Terrant war in dem rechtsextremen Forum auf 8chan aktiv und hinterließ ebenfalls ein Manifest. Im März 2019 verübte er Anschläge auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch, bei denen 50 Menschen starben und welche er live auf Facebook übertrug. Robert Bowers war 2018 für einen Anschlag auf eine Synagoge in Pittsburgh verantwortlich, bei dem er elf Menschen tötete.
John Earnst stellt sich in seinem Manifest als Märtyrer dar. Hier schreibt er, dass er lieber sein Leben für sein Volk opfere, als tatenlos anzusehen, was die Juden für seine „Rasse“ geplant hätten. Er beschuldigt die Juden, unter anderem für Kriege verantwortlich zu sein sowie die Banken und Medien zu kontrollieren und die Wahl von Politikern zu manipulieren.2 Auch verweist Earnest auf die Ritualmordlegende um Simon von Trient. Er habe die schrecklichen Verbrechen, welche die Juden an unzähligen Kindern begingen, wie beispielsweise an Simon von Trient, nicht vergeben. Es dürfe der Mord an Simon nicht vergessen werden. Earnest schreibt, dass die Juden für ihre Verbrechen in die Hölle kämen und er selbst schicke sie dorthin.

„For their degenerate and abominable practices of sexual perversion and blood libel (you are not forgotten Simon of Trent, the horror that you and countless children have endured at the hands of the Jews will never be forgiven); […] For these crimes they deserve nothing but hell. I will send them there.“3

Sowohl der Attentäter von Poway, als auch die beiden anderen Täter waren Anhänger der antisemitischen Verschwörungstheorie des Großen Austauschs. Noch immer sind Verschwörungstheorien und Legenden, wie die des „jüdischen Ritualmordes“ aktuell und haben ihre Anhänger*innen.

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