Zeitschriften

In Italien, einem Land, welches sehr stark durch seine Nähe zum katholischen Glauben geprägt wurde und bis heute wird, haben sich Ritualmordlegenden, vor allem um Simon von Trient lange Zeit gehalten. Diese wurden beispielsweise durch Zeitschriften immer wieder präsent gemacht. Zwei der einflussreichsten Zeitschriften für die Verbreitung von Ritualmordlegenden waren die Civiltà Cattolica und die La Difesa della Razza. Bei der Civiltà Cattolica (Katholische Zivilisation) handelt es sich um eine Zeitschrift, die vom Jesuitenorden herausgegeben wurde und bis heute noch wird. Gegründet wurde sie 1850 in Neapel. Mittlerweile liegt ihr Sitz in Rom, was nicht sehr verwunderlich ist, denn schon zu ihren Anfängen fungierte sie als inoffizielles Organ des Vatikans. In der Zeit zwischen 1890 und 1938 erschienen in der Civiltà Cattolica immer wieder eindeutig antisemitische Artikel. Speziell im siebten Band der Ausgabe von 1881 findet sich ein Text über die angebliche rituelle Opferung Simons von Trient. Heute wird die Jesuitenzeitschrift in fünf Sprachen herausgegeben, nämlich auf Italienisch, Spanisch, Englisch, Französisch und Chinesisch. In ihrer Anfangszeit wurde sie auch in lateinischer Sprache veröffentlicht.¹
Eine weitere maßgebliche Zeitschrift war die La Difesa della Razza, was auf Deutsch Die Verteidigung der Rasse bedeutet. Sie wurde vom 5. August 1938 bis zum 20. Juni 1943 von dem italienischen Faschisten und Journalisten Telesio Interlandi herausgegeben. Interlandi gründete bereits in den 1920er Jahren, auf Wunsch von Benito Mussolini, eine radikal faschistische Zeitschrift mit dem Namen Il Tevere, zu Deutsch Der Tiber. Telesio Interlandi war ein überzeugter Antisemit und Vertreter der Rassentheorie. Auf dieser Grundlage war es auch nicht überraschend, dass in seiner Zeitschrift La Difesa della Razza mehrmals in verschiedenen Ausgaben die Ritualmordlegende um Simon von Trient aufgegriffen wurde. Unter anderem in der Ausgabe vom 20. Januar 1942.²